Firefly: Joss Whedons Herzensprojekt

Sheldon Coopers Lieblingsserie hat nie den Durchbruch geschafft. Warum eigentlich? Ein Rückblick auf Joss Whedons Herzensprojekt „Firefly“.

 

Eine kleine Crew von Abenteurern, Gaunern und Söldnern macht sich mit der Serenity – halb Raumschiff, halb Schrotthaufen – auf, um an den Grenzen menschlicher Kolonialisierung ihr finanzielles Glück zu finden. Da die Truppe neben kleineren eher zwielichtigeren Deals auch Transportaufträge für Güter und Touristen erledigt, gerät sie zufällig an den Arzt Simon und seine Schwester River, die mit außergewöhnlichen geistigen Fähigkeiten ausgestattet zu sein scheint. Die Allianz, die als große politische Macht einen autoritären Regierungsstil pflegt, sieht das nicht gerne und möchte sich River und somit die Serenity schnappen. Das ist die große Rahmenhandlung von „Firefly“, die obendrauf mit Romanzen zwischen den Crewmitgliedern, furchteinflößenden Reavern und einem Pfarrer, der mehr zu verbergen hat als die Rocky Mountains, aufwarten kann. Zündstoff für genügend packende Geschichten, die leider nie die Sendezeit bekommen haben, die sie verdienen.

 

Science-Fiction-Kulisse mit Western-Elementen

 

„Firefly“ glänzt durch eine außergewöhnliche Mischung aus dreckiger Science-Fiction-Kulisse und Western-Elementen: Die Schusswaffen könnten direkt aus „Wanted: Dead Or Alive“ stammen, Pferde gelten als ein beliebtes Fortbewegungsmittel und von Sheriffs bewachte Saloons gehören zur Grundausstattung jeder Stadt. Doch die Serie bricht nicht nur an dieser Stelle mit gängigen SciFi-Klischees, auch die sonst typischen Außerirdischen mit aufwändigem Make-Up spielen keine Rolle, Raumschiffe sind weder wendige, noch alleskönnende Kampfmaschinen und neben der englischen Sprache wird wiederholt auf Chinesisch zurückgegriffen. Das alles ergibt ein einzigartiges Universum, das Weltraumfans selbst nach 40 Jahren Star Wars in dieser Form noch nicht zu Gesicht bekommen haben. Eine durch witzige Dialoge glänzende, chaotisch zusammengewürfelte Crew, die unter anderem aus dem Antihelden Captain Malcolm „Mal“ Reynolds (gespielt von Nathan Fillion), dem garstigen Söldner Jayne Cobb (verkörpert vom Baldwin-Sprössling Adam) und Zoe Washburne (dargestellt von der aus „Suits“ bekannten Gina Torres) besteht, kann sich in das Herz von Sci-Fi-Guckern spielen, die genug von den zum Teil austauschbaren und gelackten Mannschaften eines Star-Trek-Universums haben.

 

Doch Joss Whedon – der kreative Kopf hinter „Firefly“ – hätte als Macher von TV-Erfolgsformaten wie „Buffy – Im Bann der Dämonen“ oder „Angel – Jäger der Finsternis“ und Blockbustern wie „Toy Story“, „Alien – Die Wiedergeburt“ oder „Titan A.E.“ nicht so einen guten Ruf, würde die Serie nicht auch auf audiovisueller Ebene überzeugen. Schräge Xylophon- und Banjoklänge untermalen Szene für Szene, bei Außenaufnahmen von Raumschiffen werden häufig Fokusiereffekte der Kamera simuliert und der Weltraum wird – nicht wie in Konkurrenzserien üblich – wahrheitsgetreu als geräuschloses Vakuum dargestellt. Da fallen negative Punkte wie Mals gewollt oder nicht gewollte optische und charakterliche Ähnlichkeit zu einem Han Solo, das ohne Betriebsgeräusche ausgestattete Raumschiffsinnere oder der eine oder andere blasse Hauptdarsteller nicht sonderlich ins Gewicht. Besonders letzterer Punkt könnte durchaus der Kürze der Serie geschuldet sein und hätte bei einer weiteren Staffel ohne Probleme behoben werden können.

 

Nach 11 von 14 Episoden abgesetzt

 

Wie konnte eine von so vielen Seiten als innovativ und besonders gelungen bezeichnete Serie trotz 14 gedrehter schon nach 11 Episoden abgesetzt werden? Hätten die Macher in Zeiten von aufkommenden Eventserien wie „24“ eher auf die große Rahmenhandlung statt auf Monster-Of-The-Week-Folgen setzen sollen? War Science-Fiction Anfang der 2000er längst der kalte Kaffee, der bei Starbucks weggekippt oder von übriggebliebenen Stargate-Fans konsumiert wurde? IMDb listet „Firefly“ mit einem hervorragenden User-Rating von 9,2 und Kritiker wie Ken Tucker von Entertainment Weekly können Joss Whedons Fähigkeiten gar nicht genug loben: „‘Firefly‘ benefits enormously from Whedon’s ability to take the clichés of any genre and give them a good, hard yank.“ Nichtsdestotrotz entschied sich FOX die Show 2003 – nach nur drei Monaten Sendezeit – frühzeitig aus dem Programm zu nehmen. Mit durchschnittlich 4,48 Millionen Zuschauern pro Folge gab sich der Sender, welcher mit Serienhighlights wie „Akte X“, „Dr. House“ oder „Die Simpsons“ ganze Generationen vor den Fernseher zerrte, nicht zufrieden. Ein herber Schlag für Joss Whedon, der die Geschichte von „Firefly“ eigentlich auf sieben Jahre angesetzt hatte.

 

Innerhalb kürzester Zeit formierte sich jedoch eine engagierte Fanbase, die „Firefly“ zwar nicht die erhoffte Rückkehr mit weiteren Staffeln brachte, aber zumindest die Ausstrahlung der restlichen drei Episoden auf dem Sci Fi Channel und UPN sicherte. Umfangreiche Kampagnen und erstaunlich gute DVD-Verkäufe ermutigten Universal Pictures noch einmal in das Firefly-Universum zu investieren. 2005 kam „Serenity – Flucht in neue Welten“ in die Kinos und konnte sowohl Kritiker als auch Fans erneut überzeugen, an den Kinokassen aber floppte der Film ebenso wie seine Serienvorlage auf dem Fernsehbildschirm. Sowohl der abschließende Plot als auch die finanzielle Bauchlandung bedeuteten das endgültige Ende von „Firefly“ in bewegten Bildern. Ein Comic namens „Serenity: Those Left Behind“, der die Handlung zwischen Serie und Film verband, wurde 2005 ebenfalls veröffentlicht. Mit „Better Days“ und „Float Out“ erschienen 2008 und 2010 jeweils zwei weitere Bände der Comicreihe bei Dark Horse Comics.

 

Auch nach über zehn Jahren lohnt sich ein Wiedersehen mit der Serenity, was einem mittlerweile auch geldbeutelschonend möglich gemacht wird. Die komplette Serie gibt es bei Amazon auf Blu-Ray für unschlagbare 19,99 Euro und auf DVD für 14,99 Euro. Damit „Firefly“ den Durchbruch zumindest bei euch noch schafft!

 

4 Comments

  1. Firefly punktet halt mit einem Universum und Kulissen (etc.) die ich den Machern abkaufe. Finds geil.

  2. Immer, wenn ich Freunden sage, wie gut ich Firefly fand, erwähne ich, dass man sich durch die erste Folge durchkämpfen muss, aber man wird mit den späteren Folgen ja mehr als belohnt!

    Leider saß ich am Ende des Films da und wollte so gerne mehr wissen über die Hintergründe und Geschichten. Ich hätte nichts gegen 7 Jahre Serie gehabt 😛

    • Geht bzw. ging mir bei deinen beiden Punkten ebenfalls so. Ich denke, ich werde demnächst ein paar Euro in die Comics investieren und mal schauen, was da noch so für Geschichten erzählt werden.

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