Review: Stromberg – Der Film

Der Papa ist zurück! Finanziert durch die über die Jahre immer größer gewordene Fangemeinde hat es „Stromberg“ nun auch auf die Kinoleinwand geschafft. Doch was kann der große Betriebsausflug der Capitol Versicherung?

 

Eines gleich vorweg: „Stromberg – Der Film“ ist definitiv keine Enttäuschung, sondern genau das Komödien-Highlight geworden, das mit der erhofften Mischung aus Fan-Service, hoher Gagdichte und Finalstimmung daherkommt. Die Stromberg-Formel wird mustergültig angewendet und geht auch auf der großen Bühne auf. Das dürfte die treue Anhängerschaft freuen, denn die finanzierte innerhalb einer Woche eine Million der 3,3 Millionen benötigen Euro für die Produktionskosten per Crowdfunding. Schlechtere Drehbuchautoren als Ralf Husmann hätten sich bei diesem Druck womöglich übernommen und nach Kinostart von den Bernd-Ultras mit Capitol-Fähnchen und spitzen Büroklammern durch das (Fins)Dorf scheuchen lassen. Doch wenn man ein Schauspielkaliber wie Christoph Maria Herbst hinter sich hat, der die Rolle des Bernd Strombergs mit Halbglatze und Kinderschänderbart nach mittlerweile zehn Jahren in Perfektion verkörpert, kann eigentlich weniger in die Hose gehen als bei Windelträgern mit Inkontinenz.

 

So fühlen sich die ersten 20 Minuten im Kinosaal wie Montags, 22:15 Uhr auf Pro Sieben an. Bis der Plot an Fahrt aufnimmt, Bernd sich mit seiner Belegschaft zur 50-Jahresfeier der Capitol Versicherung aufmacht, um dort feststellen zu müssen, dass die bevorstehende Umstrukturierung der Capitol Versicherung nur ein anderes Wort für die Rationalisierung von Arbeitsplätzen ist. Dazwischen bekommt der regelmäßige Zuschauer der Serie genau das, ohne das er nicht mit „Lurchi“-Rufen aus dem Kino marschiert wäre: Das Wiedersehen mit beinahe allen Figuren der sechs gesendeten Staffeln, endlich gelüftete Geheimnisse wie ein Bild von Ernies Mama und versteckte Gags, die man erst beim zweiten Schauen entdecken wird. Gerade letzter Punkt ist ein echter Gewinn für die Die-Hard-Fans, auf der anderen Seite aber auch kein Verlust für Gelegenheitsgucker, denn man muss die Insider nicht verstehen, um Spaß am restlichen Film zu haben.

 

Sprücheklopfen, Fischschellen und Trostlosigkeit

 

Nach zwei Stunden Sprücheklopfen ist auch jeder stolze Besitzer eines Stromberg-365-Tage-Spruchkalenders satt. Zum Glück haben es Husmann und Regisseur Arne Feldhusen darüber hinaus geschafft, eigentlich völlig plumpen Humor, wie das Verteilen einer Fischschelle, zum Schreien zu inszenieren. Die Darstellung absoluter Trostlosigkeit – vom Verfall des Capitol-Gebäudes bis zur billigen Hochzeitsfeier mit Ballermannmucke – ist ein weiteres Stilmittel, das den Zuschauer auf eine beinahe voyeuristische Art und Weise an der Leinwand kleben lässt. Die eigentliche Geschichte wird zum Ende hin zwar immer absurder, was im Rahmen eines großen Kinofilms aber verzeihbar scheint. Denn es ist einfach herrlich: Der Zuschauer fühlt sich – ob er es nun möchte oder nicht – wie der „Kleine Mann“, der sich das orgienhafte Bild vom schlimmen Vorstand bestätigen lassen darf. Dogmatische Kapitalismus- und Systemkritik durch den gewollten Holzhammer ins Lächerliche ziehen. Bernd Stromberg als Che Guevara, der eigentlich nur seinen Kopf aus der Schlinge ziehen will. So muss es sich anfühlen, „die da oben machen doch eh, was sich wollen!“, zu sagen. Das Ganze gipfelt letztendlich in einem Cameo-Auftritt von Frank-Walter Steinmeier.

 

„Stromberg – Der Film“ bietet genügend amüsante Elemente, was André Wesche im Nordkurier auf den Punkt bringt: „Der Wortwitz versiegt nie und während etwas Lustiges gesagt wird, ereignet sich im Hintergrund oft Denkwürdiges.“ Auch Daniel Kothenschulte von der Frankfurter Rundschau muss eingestehen, dass sich die Finanzierung per Crowdfunding für die Fans gelohnt hat: „Die Investition dürfte sich auszahlen – unterhaltsamere Komödien als ‚Stromberg – Der Film‘ sieht man im deutschen Kino selten.“ Stromberg hat den Sprung auf die Kinoleinwand geschafft und zumindest ich, war mir seit dem Start der Crowdfunding-Kampagne nicht immer sicher, ob das überhaupt gut gehen wird. Aber im Zweifelsfall hätte ich mir wohl einfach nur sagen müssen: „Lass das mal den Papa machen, der Papa macht das gut!“ Und wenn man wirklich glaubt, gar nichts aus dem Film mitnehmen zu können, zumindest ein ganz schlimmer Ohrwurm wird ein paar Tage nach dem Kinobesuch noch im Hirn bleiben.

 

1 Trackbacks & Pingbacks

  1. 2014 – Der große Jahresrückblick – like it is '93 // das Popkultur-Magazin

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.




Facebook
Instagram
Twitter
YouTube