Review: Samson Jones – Angekommen

samsonjonesSamson Jones aka Jonesmann ist zurück und mit seinem vierten Soloalbum „Angekommen“ endgültig unter die R’n’B-Sänger gegangen. Fans des Rappers sollten sich davon nicht abschrecken lassen.

 

„Nach einigen Jahren voller Krisen, Existenzängsten und Selbstzweifeln steht Samson Jones 2016 mit neuen Energien und neuer Musik in den Startlöchern“, heißt es in der Presseinfo zu seinem nun erschienen Comeback-Album „Angekommen“. Der ehemals unter dem Künstlernamen Jonesmann aktive Musiker konzentriert sich dabei zum Großteil auf seine Talente als Sänger und packt die charismatischen Raps, die ihn an der Seite von Azad und Jeyz deutschlandweit bekannt gemacht haben, nur noch an ausgewählten Stellen des Albums aus. „Angekommen“ ist eine R’n’B-Platte geworden, die ihn in eine Reihe mit den wenigen deutschsprachigen Kollegen wie J-Luv, Manuellsen, Ramsi Aliani und vielleicht auch Leon Taylor stellt. Wer nun abgeschreckt ist, sollte sich dennoch zu einem Probehördurchgang zwingen. Denn „Angekommen“ ist am Ende des Tages zugegebenermaßen Geschmackssache, jedoch definitiv gutgemachte Musik.

 

Gleiche Themen, neuer Sound

 

Auch wenn der süßliche Gesang mittlerweile den Großteil der 13 Stücke ausmacht, beackert der Frankfurter noch die gleichen Themen wie damals. Nach wie vor stehen „Kopf hoch“-Lyrik der Frankfurter Schule und die guten alten Frauengeschichten im Vordergrund. So spricht er sich auf „Forrest Gump“ selbst Mut zu, propagiert auf „Welt retten“ stets ein guter Mensch zu sein, nimmt in „Kein Meter“ und „Nebenwirkungen“ aber auch egozentrische Frauen und ungesunde Beziehungen ins Visier. Dabei müssen Freunde des Rappers Jonesmann bis zum vierten Lied „Klettere hoch“ warten, bevor der erste gerappte 16er durch die Boxen scheppert. Bis dahin gab es jedoch drei waschechte Hits, die mit ihrem Pop-Appeal haarscharf an Adel Tawil und Laith Al-Deen vorbeischrammen, es dabei jedoch schaffen, dank einer ganz eigenen Art mit Wörtern und Melodien umzugehen, nicht in deren eklige Beliebigkeit abzudriften.

 

Und die Rap-Fans von früher bekommen auf „Angekommen“ dann doch noch ihren ungetrübten Rap-Moment geschenkt. „Weil wir Freunde sind“ ist eine Liebeserklärung an HipHop, für die ausschließlich Rap-Parts geschrieben wurden. Okay, abgesehen vom Refrain – ist am Ende ja immer noch eine R’n’B-Platte. Apropos: Mit „Immer noch“ hält der gebürtige Frankfurter die Fackel für seine Heimatstadt hoch und gibt gleich noch ein Statement zum Status Quo der hiesigen Rap-Szene ab: „Viele, die nach mir kamen prahlen rum, doch bedeuten nix / deine dummen Lieblingsrapper zu beleidigen bereu ich nicht“. Wenn Samson Jones trotz seines Fokus‘ auf den Gesang ab und an in den Rap-Modus verfällt, knallt er auch wieder die Adlibs raus, als wäre es 2006. Stichwort: Yissooo!

 

Die Definition unpeinlicher Ohrwürmer

 

Das von Bosca im Wiesbadener Freunde von Niemand Studio gemischte Album ist soundtechnisch eine glattgebügelte Angelegenheit, deren Bässe und Drums ordentlich bumsen. Produktionen von Bounce Brothas, Toxik Tyson, X-Plosive, Leon Tiepold, Die Cukunft, Warner Chappell und Chris Gold, die – Stichwort “Echte Musik” – zum Teil mit Live-Instrumenten eingespielt wurden, könnten in Kombination mit einer umfangreich aufgestellten Band auch auf der Bühne eine wunderbare Figur abgeben. Hier und da fehlen der Instrumentierung zwar etwas die Alleinstellungsmerkmale oder sie baut beispielsweise in den nahezu identischen „War Drums“ von „Ihre Schatten“ und „Kein Meter“ auf Wiederholung, doch verstecken muss sich der Sound vor der Konkurrenz aus Übersee oder den heimischen Pop-Charts definitiv nicht.

 

Haftbefehls Entdecker ist spätestens mit dieser Platte zu einem Aushängeschild des Genres geworden und sollte dementsprechend nicht verpasst werden, wenn man sich auch nur ansatzweise für deutschsprachigen R’n‘B begeistern kann. „Angekommen“ macht den Hörer nicht schlauer, indem es clever ausformulierte Denkanstöße gibt oder sprachliche Kunststücke hinlegt. Das Album möchte den Hörer viel eher in eine wohlige Stimmung hüllen und durch pure akustische Schönheit überzeugen. Meiner Meinung nach ist Samson Jones dies hervorragend gelungen, wenn er beispielsweise mit „Sandsturm“ oder „Schiff im Sturm“ Definitionen für unpeinliche Ohrwürmer abliefert. Hoffen wir, dass er zumindest musikalisch noch nicht angekommen ist, sondern an seinem Soundentwurf weiterfeilen wird, um Rhythm & Blues auch in Deutschland endgültig salonfähig zu machen.

 

https://www.youtube.com/watch?v=m-GBR_tNdxQ

https://www.youtube.com/watch?v=ydJoBGnLT7U

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