Review: Street Fighter – Assassin’s Fist

Ken und Ryu verteilen in der Web-Serie „Street Fighter: Assassin’s Fist“ ordentlich Hadoukens. Ein weiterer Beweis dafür, dass Videospielverfilmungen durchaus funktionieren können und im Falle des Street-Fighter-Franchises nicht in Katastrophen wie „The Legend Of Chun-Li“ enden müssen.

 

Mortal Kombat hat es bereits 2011 vorgemacht und mit “Legacy” eine Serie für YouTube geschaffen, die 2013 sogar eine zweite Staffel spendiert bekam. Klar, dass da das andere große Franchise im Prügelspielbereich mithalten muss, möchte und mittlerweile auch kann: „Street Fighter: Assassin’s Fist“ schimpft sich die neue Web-Serie von Joey Ansah und Christian Howard, in der es nicht um Fatalities, sondern Hadoukens geht. Die beiden Filmemacher, die unter anderem als Regisseure, Drehbuchautoren, Schauspieler und Kampfchoreografen tätig sind, schufen bereits 2010 den Fan-Kurzfilm „Street Fighter: Legacy“, auf den Capcom aufmerksam wurde und ihnen 2012 daraufhin offiziell die Rechte für eine komplette Serie übertrug. Das entgegengebrachte Vertrauen hat sich ausgezahlt, denn „Assassin’s Fist“ ist ein gelungener Versuch, dem Street-Fighter-Franchise Tiefe und Ernsthaftigkeit zu verleihen.

 

Menschen, die um Kampfspiele einen Bogen so groß wie der Gateway Arch in St. Louis machen, mögen es kaum glauben, doch das Universum von Street Fighter bietet eine Vielzahl an spannenden Geschichten, die es zu erzählen lohnt. Da war es nur die richtige Entscheidung in „Assassin’s Fist“ auf eine überschaubare Menge an Protagonisten zu setzen und nicht – wie beispielsweise im unmöglichen „Street Fighter“-Kinofilm von 1994 – das missglückte Experiment zu wagen, jede noch so unwichtige Spielfigur unterzubringen. „Assassin’s Fist“ dreht sich um Ryu und Ken, die in jungen Jahren bei Martial-Arts-Meister Gouken in die Lehre gehen. Doch die Serie ist nicht nur ein Fitness-Video in Überlänge, das uns in guter alter Karate-Kid-Manier zeigt, wie aus den beiden Jugendlichen knallharte Kampfsportler werden. Besagte Szenen aus der Gegenwart wechseln sich vielmehr mit Rückblenden in die Vergangenheit rund um Gouken und dessen Bruder Goki ab, die sich zu diesem Zeitpunkt selbst noch in der Lehre befinden. Mit der Zeit wird aus Goki der böse Akuma, was sich zu einer tödlichen Rivalität zwischen den Geschwistern hochschaukelt, die letztendlich im hier und jetzt der Serie gipfelt.

 

Die große Stärke von „Steet Fighter: Assassin’s Fist“ ist die verhältnismäßig realistische Optik, die sich bei den Outfits zwar stark an den Videospielen orientiert, dabei aber nicht in einen lächerlichen Comic-Look verfällt, den ein Steven E. de Souza mit Kusshand nehmen würde. Die Kampfchoreografien sind packend inszeniert und die spielerischen Leistungen von Akira Koieyama (als Gouken), Christian Howard (als Ken) und Mike Moh (als Ryu) für ein Projekt dieser Größenordnung beachtlich. So schafft es die Serie, auch einer eher übertriebenen Kampfaktion wie der besagten „Wave Motion Fist“ Hadouken, einen ernsthaften Rahmen zu geben, der dem berühmten Special Move beinahe jegliche Lächerlichkeit nimmt. Für Pausenclowns wie Rufus oder Hakan ist in diesem Setting glücklicherweise kein Platz.

 

Mit der Abonennten-Power des YouTube-Kanals Machinima im Rücken wurden vergangenen Mai zwölf Folgen mit einer Spielzeit von je rund zehn Minuten veröffentlicht. Pro Episode schauten weltweit mehr als eine Millionen Menschen dabei zu, wie sich Ryu und Ken zu den großen Kampfsportmeistern entwickeln, die wir aus der Videospielreihe kennen. Beachtliche Zahlen, die Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen mit dem Street-Fighter-Franchise in dieser Form machen. Denn sollte die Web-Serie den Erfolgserwartungen von Joey Ansah entsprechen, soll in der Zukunft eine weitere Street-Fighter-Webisode-Reihe gedreht werden, in der der Fokus auf die Charaktere Chun-Li und Guile gelegt wird.

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