Review: Es ist kompliziert…!

Liebeskomödien sind bekanntlich nicht jedermanns Sache. Simon Pegg – der Lieblingsnerd der Nerds – lässt mit „Es ist kompliziert…!“ beinharte Kellerkinder mit T-Shirt-Bräune aufhorchen, die beim Namen des Briten eigentlich nur die bevorstehenden „Star Wars“- und „Star Trek“-Filme im Kopf haben.

 

Die von Lake Bell (u.a. „Boston Legal“ und „Surface – Unheimliche Tiefe“) gespielte Nancy ist eine 34-jährige Single-Frau, die von der Liebe enttäuscht ihr einsiedlerisches Leben ohne Risiken und Highlights fristet. Durch einen Zufall wird sie vom geschiedenen Jack – gemimt von Simon Pegg – für dessen Blind Date gehalten. Nancy findet gefallen am adretten Jack und entscheidet sich dazu, die Verwechslung erst einmal nicht aufzuklären. Natürlich kommt es zu Komplikationen und bis zum Abspann müssen reichlich Probleme aus dem Weg geschafft werden. „Es ist kompliziert…!“ balanciert dabei die Waage zwischen Klamauk und Ernsthaftigkeit perfekt aus. Der Film besticht vor allem durch seinen wirklich gut geschriebenen Humor, der sich nicht auf die schnellen Lacher per Holzhammerpointen verlässt, sondern stattdessen auf Langfristigkeit setzt. So wird beispielsweise ein lustiger Spruch zum Thema Triathlon gerissen, mit dem man sich bei der Konkurrenz begnügt hätte. In „Es ist kompliziert…!“ wird der Gag jedoch fortan immer wieder neu aufgegriffen und dank guter Ideen immer besser.

 

Anders als in so manch anderer Liebeskomödie, in der zufällig zum Schauspieler gewordene Berufsmodels die unglücklichen Opfer Amors spielen, fiebert man für Nancy und Jack tatsächlich mit. Pegg und Bell harmonieren wie Milch und Cornflakes, haben zusammen sichtlich Spaß und überzeugen folgerichtig auch den Zuschauer von der Wichtigkeit einer gemeinsamen Zukunft. Nach eher trinkfesten Trottelrollen wie in „The World’s End“ oder „Shaun Of The Dead“ kommt Simon Pegg hier außerordentlich gepflegt, ja sogar ansehnlich herüber. Ein Mann von Welt, der auf eine Lake Bell trifft, in die man sich als Zuschauer im Laufe des Films ebenso verguckt wie der Protagonist. Zu Beginn des von Ben Palmer völlig längenlos inszenierten Films wirkt sie noch recht grob, gar maskulin, wird langsam aber sicher zum hübschen Schwan, der durch eine natürliche Schönheit besticht, von der Megan Fox nicht einmal ein halbes Lied singen kann.

 

Trotz der dem Genre häufig geschuldeten Banalität schafft es „Es ist kompliziert…!“ an den richtigen Stellen vom Gas zu gehen und ein paar wirklich bedeutsame Themen anzusprechen. Nach herben Niederlagen in Beziehungen sollte man sich nicht hinter dem Schutzschild des Zynismus verstecken, sondern mit Lebensfreude weiterkämpfen. Diese Message wird erfreulicherweise genauso unkitschig rübergebracht, wie die spärlich und in den richtigen Momenten eingesetzten Zwischenmenschlichkeiten. Liebe gehört zum Leben und bereichert dieses unermesslich, was auch die zahlreichen Nebenfiguren wie das seit 40 Jahren glücklich verheiratete Ehepaar, die nach Liebe Suchende und dabei stets positiv denkende 24-jährige oder die Jungverheirateten, die als starkes Team auftreten, zeigen und damit unterstreichen, wofür die Protagonisten das alles machen.

 

Leider habe ich den Film – der in englischsprachigen Ländern unter dem Namen „Man Up“ erschienen ist – nur in der deutschen Synchronisation sehen können. Vermutlich macht er im Originalton deutlich mehr Spaß, was sich schon an einem Spruch im Vorspann zeigt, der in der deutschen Übersetzung überhaupt keinen Sinn macht. Davon und vom wieder einmal seltsamen deutschen Titel sollte man sich trotzdem nicht abschrecken lassen, denn wer sich auf die 88 Minuten von „Es ist kompliziert…!“ einlässt, bekommt eine erstaunlich liebevoll geschriebene Liebeskomödie mit frischen Gags und einer herrlich unkitschig inszenierten Geschichte geboten. Kann man aber sowas von machen!

 

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