Review: Das Schicksal ist ein mieser Verräter

John Greens herzzerreißender Roman ist auf der Kinoleinwand noch herzzerreißender. In „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ treffen Liebesbriefe auf Grabreden und der Zuschauer bleibt tief berührt zurück.

 

Der Schein mag trügen, doch „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ist keine romantische Liebeskomödie, in die man seinen Freund samt Wochenration Popcorn und Nachos zerrt. Der Film erzählt die rührende Geschichte der beiden krebskranken Jugendlichen Hazel Grace Lancaster und Augustus Waters. Nachdem sich beide in einer Selbsthilfegruppe kennenlernen und sich daraufhin eine Freundschaft entwickelt, reisen sie gemeinsam nach Amsterdam, um Hazels Lieblingsautor zu treffen. Aus Freundschaft wird Liebe und dann kommt die tödliche Krankheit dazwischen. Der Film, der auf dem gleichnamigen Roman von John Green beruht, präsentiert seinen ergreifenden Plot dabei so nachvollziehbar, dass der halbe Kinosaal den Tränen freien Lauf lässt.

 

„Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ schildert die erste Liebe aus einer Perspektive, die der durchschnittliche Kinobesucher wahrscheinlich nicht kennt. Wenn die erste Liebe nicht zum dreiwöchigen Kinderspiel, sondern zum kostbarsten Erlebnis wird, auf dessen Erfüllung man nie zu hoffen gewagt hätte. Himmelhochjauchzende Momente wechseln sich in einer Geschwindigkeit mit zu Tode betrübten ab, dass man nach dem Abspann für diesen Tag erst einmal genug von all den anderen belanglosen Geschichten hat. „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ besitzt die schwermütige Leichtigkeit eines „Garden State“, die poetische Erzählweise eines „Once“ und geht durch die Krebs-Thematik noch einen riesigen Schritt weiter. Dieser Film funktioniert generationsübergreifend, da in ihm so viel steckt und die Schönheit des Gesehenen je nach Blickwinkel des Zuschauers eine andere Wirkung entwickelt.

 

Trotz des jungen und unerfahrenen Stabs rund um Regisseur Josh Boone, der bisher noch nicht durch sonderlich viel Kinoarbeit in Erscheinung treten durfte, ist der Film auf handwerklicher Ebene gut gelungen. Die Dialoge sind tiefgründig ohne dabei konstruiert oder gar belehrend zu wirken, SMS- und E-Mail-Passagen werden durch den Einsatz von Sprechblasen und Textfeldern ansprechend veranschaulicht und der Soundtrack mit Stücken von unter anderem Ed Sheeran, Afasi & Filthy und Charli XCX unterstreicht ausgewählte Szenen eindrücklich. Shailene Woodley und Ansel Elgort wirken optisch nicht nur wie eins zu eins aus dem Roman herausgeschnitten, sie spielen die beiden Hauptfiguren auch noch dermaßen überzeugend, dass ein Ausbleiben von Empathie für Hazel und Gus selbst für den coolsten Kinogänger mit Actionfilmsammlung nicht möglich wäre. Auch der restliche Cast hat verstanden, welche Rolle er in dem Drama zu spielen hat. Hazels Eltern, gemimt von Laura Dern („Jurassic Park“) und Sam Trammell („True Blood“), sowie Nat Wolff als bester Kumpel, nehmen den Protagonisten weder Raum zum Scheinen, noch verblassen sie neben so viel präsentiertem Können seitens Woodley und Elgort.

 

Als großes Zugpferd stellte sich Charakterkopf Willem Dafoe zur Verfügung, der den Autor Peter van Houten verkörpert. Dafoes Rolle nimmt im Film mit seinen zwei Szenen deutlich weniger Platz ein als im Buch, was der Geschichte rund um Hazel und Gus sehr gut tut. Ansonsten ist die Verfilmung mit einigen perfekt gewählten Abstrichen nah dran an der weltweit erfolgreichen Romanvorlage von John Green. Wie bereits im Buch vorgemacht, ist es Regisseur Boone auch im Film gelungen, den an sich pathetischen Inhalt völlig unpeinlich, klischeelos und kitscharm darzustellen. Wenn die Figuren weinen, ist es kein Filmweinen, sondern ein echtes Weinen. Und wenn Hazel trotz rollenbedingtem Beatmungsgerät, Schweißfilm auf der Stirn und Augenringen bezaubernder als jede von TMZ beschattete Hollywood-Schönheit aussieht, fühlt sich der Zuschauer in eine Welt hineingezogen, die ihn von der Gänsehaut über das ehrliche Lachen bis hin zu aufrechtem Mitgefühl alles fühlen lässt.

 

„Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ist kein Geheimtipp für das nach Exklusivität dürstende Indie-Publikum. Schon der erste Trailer konnte nach seiner Veröffentlichung innerhalb von 24 Stunden drei Millionen Klicks verbuchen. Der Film selbst spielte bis zum jetzigen Zeitpunkt bei einem Budget von 12 Millionen Euro weltweit um die 165 Millionen Euro ein, was alle Beteiligten wohl zu reichen Menschen gemacht hat. Das Ganze aber auch nur aus einem Grund: Dieser Film ist jeden Euro für die Eintrittskarte wert.

 

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