Ich bin Batman! – Die Arkham-Reihe

Mit dem Release von „Batman: Arkham Knight“ verabschieden sich die Rocksteady Studios von der Videospielreihe mit dem weltberühmten Fledermausmann. Der perfekte Zeitpunkt, um einen Blick zurück auf die spektakuläre Serie und ihre Höhen und möglicherweise auch Tiefen zu werfen.

 

Batman: Arkham Asylum (2009)

2009 waren Videospiele, die auf den Abenteuern von Superhelden basieren, allerhöchstens okay, meistens jedoch schlechte Lizenzverwurstungen, die den verzweifelten Fans von Superman und Co. ein paar Euro und Dollar aus den mit Comicheften gefüllten Taschen ziehen sollten. Doch dann traten die Briten von den Rocksteady Studios, die bis dato lediglich den Achtungserfolg „Urban Chaos: Riot Response“ vorzuweisen hatten, in das Scheinwerferlicht. Ende August 2009 erschien „Batman: Arkham Asylum“ und wurde zum gefeierten Erfolg, der den Guinness-Weltrekord für das „Most Critically Acclaimed Superhero Game Ever“ einstellte. In den ersten drei Wochen nach Veröffentlichung verkaufte sich das Spiel rund 2 Millionen Mal und wurde somit auch auf finanzieller Ebene ein echter Dauerbrenner. Doch weshalb ist das auf der Unreal-Engine basierende „Arkham Asylum“ so viel besser als alle anderen Spiele, die einen kostümierten Superhelden im Titel tragen? Amazon-User Schwalbenkönig brachte es in seiner Produktrezension auf den Punkt: „Hier stimmt von vorn bis hinten alles.“

 

Wahrlich, denn „Arkham Asylum“, dessen fesselnde Geschichte in Zusammenarbeit mit dem berühmten DC-Comics-Autor Paul Dini entstand, wirkt an keiner Stelle lieblos zusammengeklatscht, um auf Biegen und Brechen den Release-Termin eines bevorstehenden Blockbuster-Filmes zu erreichen. Nein, die Rocksteady Studios schufen stattdessen ein Third-Person-Spiel, das für sich steht, mit opulenter Grafik punktet und Features beinhaltet, die dem Game eine Tiefe verleihen, die bis dahin ihresgleichen suchte. Ein Detektivmodus, durch den das Spiel auf zwei Ebenen gespielt werden kann, ein motivationsstiftendes Fertigkeitssystem, zig für den dunklen Ritter typische Gadgets, die sinnvoll eingebaut wurden, eine noch nie dagewesene Batman-Atmosphäre und die großen ikonischen Gegenspieler der Fledermaus machen „Arkham Asylum“ zum ultimativen Videospiel – und das eben nicht nur für Fans des dunklen Ritters. Die Möglichkeit frontal gegen Feinde vorzugehen oder doch die leise STEALTH-Alternative zu wählen, geben dem Spiel zusätzliche Entscheidungsfreiheit, die beim Kampf gegen den Joker, der Batman per perfidem Trick in die Nervenheilanstalt lockt, um ihm dort den Gar auszumachen, ordentlich Laune macht.

 

 

Aus einem grandiosen Spiel wird eine grandiose Serie

 

Batman: Arkham City (2011)

Ziemlich genau zwei Jahre später erschien mit „Arkham City“ der von Spielern langersehnte Nachfolger. Und wie es der Titel schon verrät, stand diesmal nicht ein Gebäudekomplex im Fokus, sondern gleich eine ganze Stadt. Open World war 2011 bereits ein geflügeltes Wort, das stellenweise über Erfolg oder Misserfolg eines Produktes entschied und so durfte sich auch Batman fortan von Hausdach zu Hausdach schwingen. Nach der Zerstörung des Asylums im Vorgänger eröffnet der neue Bürgermeister Hugo Strange mit Arkham City eine Gefängnisstadt, in der die Verbrecher gettoisiert ihr Dasein fristen sollen. Bruce Wayne demonstriert gegen die Einführung eines derartigen Stadtteils und wird daraufhin wider Willen selbst hineinverfrachtet. Schnell gerät die Situation in Arkham City außer Kontrolle, weshalb sich Wayne seine Batman-Ausrüstung zukommen lässt und den Kampf gegen Joker, Pinguin und Harvey Two-Face aufnimmt. Im Grunde ist „Arkham City“ „more of the same“. Größere Welt, mehr Spielzeug und dutzende Nebenmissionen, die zusätzlich zur Hauptkampagne die Dauermotivationsanzeige rot aufleuchten lassen. Vier Millionen verkaufte Einheiten allein in der ersten Woche und überschwängliche Kritiken sprachen für sich: „It’s a must-own, and a definite contender for the title of year’s best“, schrieb beispielsweise Will Herring von GamePro.

 

 

Batman: Arkham Origins (2013)

Eine Kuh die literweise Milch gibt, muss – aus der Sicht von ertragsgesteuerten Bauern – auch weiterhin gemolken werden. Und so entschied sich Publisher Warner Bros. Interactive den Zweijahrestakt beizubehalten und 2013 mit „Arkham Origins“ ein weiteres Spiel der Batman-Arkham-Serie zu veröffentlichen. Da die Rocksteady Studios bereits am Trilogiefinale „Arkham Knight“ arbeiteten, ließ Warner Bros. das eigene Entwicklerstudio in Montreal ran. Für viele Fans der Serie eine Fehlentscheidung, denn das Spiel, das zwar durchweg positive Kritiken bekam, wirkte trotzdem wie ein überflüssiges „Arkham City 1.5“, das nicht gänzlich an die Qualitäten der beiden Vorgänger herankommt. Spannend ist „Origins“ dennoch, denn das Game ist fünf Jahre vor den Geschehnissen in „Asylum“ angesiedelt. Batman gilt für die Polizei selbst noch als Verbrecher und muss gegen acht Auftragskiller, die von Black Mask auf ihn angesetzt wurden, bestehen. Das Spiel bietet mit unter anderem Firefly, Electrocutioner und Copperhead Bösewichte, die im Vergleich zu Joker und Co. noch ansatzweise frisch sind, kann zum ersten Mal in der Seriengeschichte durch einen Multiplayer-Modus glänzen und schafft es durch einen schicken Schneefall ansprechend winterliche Stimmung zu kreieren. Gaming Nexus brachte es auf den Punkt: „Those that liked the previous two games should enjoy the third installment, but there’ll probably a feeling of wanting more with Batman’s third outing.“

 

 

Batman: Arkham Origins Blackgate (2013)

Parallel zu den großen Teilen der Arkham-Reihe, die von Millionen Spielern auf den PlayStations und Xboxes dieser Welt genossen werden, haben sich unterschiedliche Studios angeschickt, kleine Spin-Off-Games im Serienuniversum zu entwickeln. So erschienen mit „Arkham City Lockdown“ (2011) und „Arkham Origins“ (2013) zwei von der Presse mittelmäßig aufgenommene Spiele für iOS und Android, die von den „Mortal Kombat“-Machern NetherRealm stammen. Noch dieses Jahr soll „Arkham Underworld“ von Turbine folgen, in dem Smartphone-Besitzer in die Rolle eines Schurken schlüpfen und die nächsten großen Oberbösewichte werden können. Neben diesen verhältnismäßig uninteressanten Handyspielen lieferten die Armature Studios mit „Arkham Origins Blackgate“ das wohl spektakulärste Spin-Off. 2013 für die PlayStation Vita und den Nintendo 3DS erschienen, ist der 2.5D-Sidescroller die perfekte Melange aus bewährter Arkham-Kost und für die Handheldkonsolen auf das Nötigste reduziertes Gameplay. Batman verschafft sich Zugang ins Hochsicherheitsgefängnis Blackgate, um Joker, Pinguin und Black Mask dingfest zu machen. Das Ganze kam so gut an, dass das Spiel seit 2014 auch für die gängigen Heimkonsolen erhältlich ist.

 

Die Rocksteady Studios setzen zum großen Finale an

 

Batman: Arkham Knight (2015)

Das große Arkham-Finale sollte 2015 mit „Arkham Knight“ folgen. Scarecrow aka Dr. Jonathan Crane kehrt zurück, um Gotham Citys Bevölkerung per Giftanschlag zu knechten. Batman stellt sich der gruseligen Vogelscheuche selbstverständlich in den Weg, bekommt es aber zu allem Überfluss mit dem Arkham Knight zu tun, der als Cranes Verbündeter mit einer hochtechnologischen Privatarmee den dunklen Ritter ordentlich ins Schwitzen bringt. Das großartige am neuen Gegenspieler, der exklusiv für dieses Videospiel geschaffen wurde, ist die Tatsache, dass er in Zusammenarbeit mit DC Comics Vorzeigeautor Geoff Johns entstanden ist. So baut die Geschichte wie bei keinem anderen Teil der Serie eine Spannung auf, die zum Zerreißen ist. Wer steckt unter der Maske? Ist man in der Rolle des Batmans überhaupt in der Lage, den übermächtigen Gegner zu besiegen? Was passiert am Ende des Plots mit Batman? Aufregender war die Arkham-Reihe noch nie, was die Fachpresse – hier stellvertretend durch IGN – zu überschwänglichen Lobeshymnen bewegte: „‘Batman: Arkham Knight‘ is an impressive game on almost every level, with non-stop variety and great action.“

 

Wahrlich konnte das Spiel seine Vorgänger in jeglicher Hinsicht toppen. Die Grafik ist reinster Augensex, der beispielsweise durch die fantastischen Regeneffekte auf dem Cape des Protagonisten Kinnladen auf den Wohnzimmerboden knallen lässt. Gotham City erstrahlt in seiner vollen Pracht und bietet eine optische Vielfalt, die zum ersten Mal in irgendeinem Medium die wohl berühmteste fiktive Stadt der Welt wirklich greifbar macht. Mit der vollen Kontrolle über das Batmobil, einer Sci-Fi-Materialschlacht mit dutzenden Batman-Gadgets und allen wichtigen Sidekicks (Robin, Nightwing, Alfred, Fox, Gordon, Oracle, etc.) kommt das ultimative Fledermaus-Gefühl auf. Von der Fortbewegung über die Lüfte bis zu den Keilereien, die diesmal sogar mit einem Tag-Team-Partner möglich sind, fließt das Gameplay wie aus einem Guss und macht das abwechslungsreiche Spiel mit seinen unzähligen Nebenaufgaben zum absoluten Zeitfresser. Da ist es nur konsequent, dass die Platintrophäe auf der PlayStation 4 den Titel „Ich bin Batman!“ trägt.

 

 

Die Arkham-Reihe ist der beste Beweis dafür, dass man mit hochwertigen Lizenzen keine Schnellschüsse auf mittelmäßigem Niveau abliefern muss. Hieran müssen sich zukünftige Superheldenspiele messen lassen, was schon 2011 beispielsweise Sega erkannt hatte. Captain America: Super Soldier war ein astreiner „Arkham Asylum“-Klon, der der Sache zwar keine Neuheiten hinzufügen konnte, aber durch das Setzen auf Bewährtes zumindest ein solides Fast-Food-Produkt war. Rohrkrepierer wie die Games zu den Thor- oder Iron-Man-Filmen konnten dagegen schneller vergessen werden als Studieninhalte nach drei Wochen Bulimielernen. Möchte man Brand Marketing Producer Dax Ginn Glauben schenken, ist „Arkham Knight“ nun aber der letzte Teil der Arkham-Reihe aus dem Hause Rocksteady, was er IGN im Mai 2014 bereits erklärte: „Wir haben alles getan, was wir hier machen konnten.“ Ob dies das komplette Ende der Arkham-Reihe bedeutet, bleibt jedoch fraglich, da „Arkham Origins“ bereits von Warner Bros. Games Montréal entwickelt wurde. Sorge um das Aufrechterhalten einer so hohen Qualität, wie man es von Rocksteady gewohnt ist, kann man sich bei einer Fortführung durch ein anderes Studio aber sicherlich machen.

5 Comments

  1. Hach ja, die Arkham-Reihe. Zunächst muss ich mich als großer Fan outen. Ein wenig bin ich aktuell aber schon enttäuscht. Arkham Knight macht mir unheimlich viel Spaß, aber die Performance meiner PC-Version ist sowas von sch***, weshalb ich es kaum angerührt habe. Ich hoffe es kommt bald ein Patch der richtig hilft. Es gab schon zwei und leichte Besserung … leider noch immer nicht das Gelbe vom Ei. Dabei ist das Spiel so interessant. 🙁

    Die Vorgänger liebe ich total – Arkham Asylum und City. Origin und Blackgate hab ich nicht. Für mich eine der besten Reihen der letzten Jahre.

    • Das mit der PC-Version ist schon ein dickes Ding. Ich wäre sicherlich durchgedreht, wenn es mir so mit der Konsolenversion gegangen wäre.

      Glaubst du denn, dass es irgendwie mit der Arkham-Reihe weitergehen wird? Vielleicht mit einem weiteren Spiel von Warner Bros. Games Montréal?

      • Bestimmt. Die Reihe ist so erfolgreich, da kommt bestimmt mehr. Ich persönlich hätte gern ein Batgirl oder Catwoman Spiel. Wenn möglich aber von Rocksteady.

        Die PC-Version von Arkham Knight war schon eine herbe Enttäuschung. Ich glaube hätte ich nicht zum Geburtstag einen New 3DS gekauft, wäre ich wahnsinnig enttäuscht gewesen, weil das Spiel ein Geschenk von meinem Mann war. Als Trost gab es dann Ocarina of Time 3DS. Mit dem Trost kann ich gut leben und Batman hab ich ja trotzdem. xD

        • Na dann ist es ja noch einigermaßen gut ausgegangen! 😛

          Batgirl und Catwoman kannst du ja in Nebenmissionen bzw. DLCs spielen. Ist zumindest ein Anfang. Ein komplettes Spiel wird es von Rocksteady sicherlich nicht geben. Bin eh gespannt, was die als nächstes in Angriff nehmen.

          • Klar, ich kenne den DLC und so. Mir geht es aber hier wirklich um eigene Spiele. Wenn es nach mir geht bekommen die jeweils ein eigenes. Die Mädels sind saucool, spielen sich toll. Von mir aus gern mit der Batman-Engine etc. Halt Fokus auf ihre Geschichte, Hintergründe etc. Wäre schon schön. Wird hoffentlich früher oder später nicht mehr nur ein Traum von mir sein, sondern wirklich kommen. Ich hoffe es sehr.

            Was auch immer Rocksteady macht … ich werde es wohl spielen. Außer es geht in eine Richtung, die ich so überhaupt nicht abkann. Aber da gibt es sehr wenig. 🙂

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