Der goldene Handschuh: Heinz Strunk liest in Freiburg

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ein leerer Stuhl kurz vor der Lesung

Am 23. April besuchte Heinz Strunk Freiburg, um im Peterhofkeller der hiesigen Albert-Ludwigs-Universität aus seinem aktuellen Buch „Der goldene Handschuh“ vorzulesen.

 

Der kalte, regnerische Tag schien dem 53-Jährigen nichts anzuhaben. Heinz Strunk wirkte mit moderner Brille, schwarzem, schmal geschnittenem Jackett und einem sportlichen Haarschnitt wie einer von diesen glücklichen Typen, die mit dem Alter immer attraktiver werden. Optisch das krasse Gegenteil seines Romanprotagonisten Fritz Honka, dessen wahre Geschichte im Fokus seines aktuellen Buches „Der goldene Handschuh“ steht. Honka tötete in den siebziger Jahren vier Menschen und brachte es dank reißerischer Schlagzeilen zu trauriger Berühmtheit. In meiner Buchkritik vom 10. April schrieb ich über den Bestseller: „Strunk hat sich in die grausige Gedankenwelt eines Ungeheuers eingearbeitet und mit ‚Der goldene Handschuh‘ eine spannende Kriminalgeschichte abgeliefert, die auf eine feinsäuberlich ausgearbeitete Milieustudie trifft.“

 

Das Hörbuch hat eine Spielzeit von sechs Stunden, an diesem Abend möchte es Strunk auf 90 Minuten eindampfen. So übersprang er wichtige Kapitel, versuchte dennoch Szenario und Stimmung einzufangen, damit auch Besucher, die das Buch noch nicht gelesen haben, eine Chance hatten, mitzukommen. Gelungen ist ihm dieser Spagat nicht immer, was anschließende Gespräche mit Gästen gezeigt haben. Dennoch konnte man einen guten Eindruck von Strunks neuem schriftstellerischem Meilenstein gewinnen. „Ey, Fleisch ist mein Gemüse!“, schrie man ihm neulich erst entgegen. Er empfand diese Begegnung als unhöflich, reflektierte er für sein Freiburger Publikum, um anschließend nur ehrlich zuzugeben, dass er Angst davor habe, es heiße in Zukunft: „Ey, Honka!“

 

Etwas wirr und ungeordnet waren die Monologe schon, die er zu Beginn der Lesung hielt, um kurz abzustecken, was an diesem Abend geschehen würde. Da war es wenig überraschend, dass im weiteren Verlauf der Veranstaltung Seite 30 seines Ausdruckes fehlte und der entsprechende Inhalt spontan von Strunk nacherzählt werden musste. Noch besser passte es ins Bild, dass er Minuten vorher dazu riet, Autoren, die direkt aus ihren Büchern vorlesen, mit Misstrauen zu beäugen. Apropos Bild: Passend zu den Erläuterungen zum Fall Honka rezitierte Heinz Strunk auch die Bild-Schlagzeile, welche ihm noch am ehesten im Hirn hängengeblieben ist: „Hitze, Honka, HSV!“ Denn trotz des eher bedrückenden Themas hallte auch der eine oder andere Lacher durch den atmosphärischen Gewölbekeller.

 

Immer wieder klopfte Strunk mit beiden Händen rhythmisch auf den Tisch, um Abschnitte voneinander zu trennen oder sich einfach nur kurz zu sammeln. Konzentriert und fast fehlerfrei las er sich durch sein Programm. Nach 45 Minuten legte er eine wohlverdiente Pause ein, die von den etwa 200 Gästen im ausverkauften Peterhofkeller genutzt wurde, um am Stand der Buchhandlung Rombach ein Buch des gebürtigen Hamburgers oder Bier für die nächste Runde zu kaufen. Die zweite Hälfte begann mit der Vorwarnung, dass es nun vermehrt zum Einsatz von Showelemente käme. So schlüpfte er per Einsatz einer Kapitänsmütze in die Rolle einer seiner Figuren und unterstrich das Finale mit dem Griff zu einer Klarinette. „So, dass war es jetzt schon“, beendete er seinen Vortrag, machte noch ein wenig Werbung in eigener Sache und verschwand mit Zetteln, Kopfbedeckung und Musikinstrument unter dem Arm im Backstage-Bereich.

 

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