Review: A Long Way Down

Nick Hornby schreibt Geschichten wohl ausschließlich für die große Leinwand?! Mit „A Long Way Down“ ist eine weitere Buchverfilmung des Briten in die Kinos gekommen. Doch statt um Plattenläden oder Fußball dreht es sich diesmal um das Tabuthema Selbstmord.

 

Die vier Protagonisten Martin, Maureen, Jess und J.J. treffen in der Nacht vom 31.12. während ihrer Selbstmordversuche zufällig aufeinander und kommen anschließend nicht mehr voneinander los. Ein in dieser Silversternacht geschlossener Pakt, sich bis Valentinstag nicht umzubringen, schweißt die vier zusammen. Die Therapiegruppe wider Willen wird zum Team und entdeckt die positiven Aspekte des Lebens wieder für sich. Nick Hornbys Roman aus dem Jahre 2005 versucht dabei auch auf der Leinwand durch vermeintlich gegensätzliche Charaktere eine ganz spezielle Dynamik zu kreieren. Ob der vom sichtlich gealterten Pierce Brosnan gespielte Martin Sharp, der als verurteilter Sexualstraftäter seine Fernsehkarriere an den Nagel hängen musste, oder der von Breaking-Bad-Star Aaron Paul passend zurückhaltend dargestellte J.J., der sich nach einigen Fehlentscheidungen in eine depressive Grundstimmung manövriert hat – der Cast ist hervorragend ausgewählt und spielt die tiefgründige Geschichte samt schwarzhumorigen Dialogen routiniert hervorragend. Vor allem Toni Collette, welche die durch die geistige Behinderung ihres Sohnes völlig freudlos gewordene Maureen mimt, und Imogen Poots, die die vom Schicksal ihrer Schwester gebeutelte Jess verkörpert, halten die Bewegung zwischen den Figuren mit Witz und Charme am Laufen.

 

Nach „Fever Pitch“, „High Fidelity“, „About A Boy“, „Ein Mann für eine Saison“ und „An Education“ ist „A Long Way Down“ bereits die sechste Verfilmung, die auf einem Buch von Nick Hornby basiert. Und wer eines seiner Werke kennt, weiß, dass Musik für den britischen Autor immer ein wichtiges Leitbild war. So lebt auch die Kinoversion von „A Long Way Down“ von ihrem stimmig ausgewählten Soundtrack, der von Cake über Manu Chao bis hin zu den Alabama Shakes reicht. Getragen von diesen atmosphärisch ausgewählten Songs bringt Regisseur Pascal Chaumeil dem Zuschauer seine Figuren insbesondere in introspektiven Soloszenen näher. Sicherlich reichen Bilder von einer nachdenklichen Jess auf dem Dach ihres Elternhauses oder von J.J. beim befreienden Bad im Atlantik nicht, um die Tiefe der Figuren bis ins kleinste Detail auszuleuchten, aber das versucht der Film zum Glück auch nicht. Denn nach den 96 Minuten hat man zwar nicht das Gefühl, die Protagonisten wirklich kennengelernt und alle Fragen für sich beantwortet bekommen zu haben, alles Wichtige für den dargestellten Lebensabschnitt wird jedoch angenehm unkitschig auserzählt.

 

Themen wie das Verführen einer Minderjährigen, Depressionen oder das Aufziehen eines geistig behinderten Kindes sind ernster Stoff, denen der Film nicht immer den nötigen Raum gibt. Den Weg des geringsten Widerstands könnte man Drehbuchautor Jack Thorne hier und da vorwerfen. Ähnlich wie im Buch wurden den Hauptfiguren eigene Kapitel gewidmet, die sie einem näher, die Geschichte parallel aber auch voranbringen sollen. Das macht durchaus Sinn und scheitert glücklicherweise nie am zu ambitionierten Erzählstil. „A Long Way Down“ ist einer dieser schönen, kleinen Filme, die zwar nicht wehtun, aber auch nicht egal sind. Kurzweilig, unaufdringlich, witzig und so viel Tiefgang, dass er weder zu schwerfällig, noch zu plump wirkt. Eine unverkrampfte Herangehensweise an einen schwierigen Sachverhalt und ein Besetzungsstab, der „A Long Way Down“ letztlich erst ausmacht. Gelungenes Sonntagabendkino.

 

3 Comments

  1. Es sieht ein bisschen anders aus als die standard hollywood-romcom. Aber leider nicht sehr anders. Gelesen habe ich Hornby eigentlich immer gern.

  2. Hornby fickt alles.
    Bester Autor. Vor dem Film hab ich Angst, weiss nicht ob ich ihn schauen soll…

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