Resterampe 2016 – Filme nachgeholt #1

Zu Beginn des Jahres freut man sich über eine Latte an angekündigten Kinofilmen, dank derer man sich ganz fest vornimmt, in den bevorstehenden 365 Tagen wieder häufiger ins Kino zu gehen. Am Ende des Jahres kommt die Ernüchterung, denn die gesetzten Haken auf der fleißig zusammengestellten Merkliste zeigen, dass der gemütliche Netflix-Abend häufig attraktiver war als der Gang ins nächstbeste Lichtspielhaus. Glücklicherweise gibt es diese wunderbare Zeit, die im Volksmund „zwischen den Jahren“ genannt wird. Büros sind chronisch unterbesetzt, Fabriken stellen teilweise die Produktionen ein und Schulen und Universitäten haben komplett geschlossen. Die perfekte Zeit, um sich mit dicker Kuscheldecke auf dem Sofa einzunisten und einen Wohnzimmertischhohen Blu-Ray-Stapel abzuarbeiten. Zwölf Filme, die 2016 erschienen sind und zu denen ich es nicht ins Kino geschafft habe, stelle ich euch kurz und knapp in drei Teilen der Resterampe vor. Teil 2 und Teil 3 folgen am Donnerstag und Freitag.

 

Ghostbusters

Erschienen: 4. August
Was geht? Was wurde über die Neuauflage der „Ghostbusters“ im Vor- und Nachhinein nicht alles geschimpft. Vielen Hobbykritikern mit einem falschen Verständnis für Nostalgie stieß die Tatsache, dass die Geisterjäger von vier Damen statt Herren gespielt werden, sauer auf. Ein völlig alberner Kritikpunkt, denn der Cast rund um Kristen Wiig, Melissa McCarthy, Kate McKinnon und Leslie Jones ist das allergrößte Plus des Films. Die vier harmonieren perfekt, machen jeden Dialog zu einem amüsanten Sprücheklopfen, das in den meisten Fällen zwar flach, aber niemals billig ausfällt. Im Grunde ist die 2016er Version eine schrillere und lautere Variante des 1984er Originals. Dabei legte Regisseur Paul Feig großen Wert darauf, der Vorlage im Minutentakt mit Fan-Service und Referenzen Respekt zu zollen. Die Gastauftritte der Originalbesetzung mit Bill Murray und Dan Aykroyd sind vielleicht ein Tick zu viel Fanliebkoserei, doch besser so als gar nicht. Nach all den Schimpfereien habe ich „Ghostbusters“ ohne Erwartungen geschaut und wurde tatsächlich positiv überrascht.
Nachholbedarf? Wer sich nicht traut, weil er Angst hat, ihm würde das Original ruiniert werden, hat einen ganz anderen Nachholbedarf. Der Rest sollte ohne Erwartungen reingehen und einfach genießen.

 

 

Ratchet & Clank

Erschienen: 28. April
Was geht? Ein Film zu den beiden PlayStation-Maskottchen Ratchet und Clank ist wahrlich keine außergewöhnliche Idee. Seit vielen Jahren fragt sich die Fangemeinde, wann wir die Figuren aus den Jump’n’Run-Abenteuern in einem abendfüllenden Film zu sehen bekommen. Man könnte theoretisch die Cutscenes der letzten Spiele zusammenschneiden und fertig wäre ein halbwegs spannender Streifen. Stattdessen ist Kevin Munroe, der bei dem 2007 erschienenen und weitgehend gut aufgenommenen Turtles-Animationsfilm Regie führte und es für den anstehenden „Sly Cooper“-Kinoausflug ebenfalls tun wird, noch einmal zurück an die Serienanfänge gegangen. In der klassischen Origins-Geschichte lernen sich der knuddelige Ratchet und der clevere Roboter Clank kennen, bestreiten ihr erstes gemeinsames Abenteuer und legen damit den Grundstein für eine tiefe Freundschaft. Der 94-minütige Film, für den unter anderem namhafte Synchronsprecher wie John Goodman und Sylvester Stallone verpflichtet werden konnten, macht dabei nichts außergewöhnlich gut oder außergewöhnlich schlecht. Absolutes Mittelmaß eben. Leider täuschen ein paar gute Lacher nicht darüber hinweg, dass „Ratchet & Clank“ weder eine ausgeklügelte Geschichte noch ausgetüftelte Charaktere besitzt. Wer zu den Figuren nicht schon durch die Spiele eine Beziehung aufbauen konnte, wird es durch diesen Film auch nicht tun.
Nachholbedarf? Nur, wenn du die Spiele mochtest oder keinen 2016 erschienen Animationsfilm auslassen möchtest.

 

 

Green Room

Erschienen: 2. Juni
Was geht? Die Punkband „The Ain’t Rights“ verschlägt es in eine Nazi-Rockbar in den tiefen Wäldern von Oregon. Dort werden sie Zeugen eines Mordes und verschanzen sich daraufhin im Backstage-Raum, um Pläne für eine Flucht zu schmieden. Leider wird der Laden von Neo-Nazis umstellt, die mit schärfster Gewalt gegen die Bandmitglieder vorgehen. Jeremy Saulnier, der den Film gedreht und geschrieben hat, liefert mit „Green Room“ in den Gewaltdarstellungen sehr expliziten Psychoterror für Punkrockfans im Speziellen und Horrorfans im Allgemeinen. Da der Antagonist kein geistig verwirrter Maskenkiller, sondern ein von Patrick Stewart hervorragend gespielter Alt-Nazi mitsamt Skinhead-Killerbrigade ist, fühlt sich die Gefahr deutlich nachvollziehbarer an. „Green Room“ bleibt seinem Titel während der meisten Zeit treu und spielt in besagtem Backstage-Raum. Man fühlt sich dort gemeinsam mit den Protagonisten eingeschlossen, möchte schon beinahe, dass sie dem Psychoterror ein Ende setzen und sich ihrem scheinbar ausweglosen Schicksal hingeben. Nix für schwache Nerven, für alle anderen einer der Genre-Geheimtipps des Jahres.
Nachholbedarf? Absolut. Blut und Gewalt sollte man aber unbedingt vertragen können.

 

 

Warcraft: The Beginning

Erschienen: 26. Mai
Was geht? Dass eine Verfilmung zu Blizzards Videospiel-Franchise „Warcraft“ erst 18 Jahre nach der Games-Veröffentlichung „Warcraft: Orcs & Humans“ erscheint, ist durchaus erstaunlich. Gerade Anfang des Jahrtausends brachen sowohl die „Herr der Ringe“-Filmtrilogie als auch das MMORPG „World of Warcraft“ alle Rekorde und etablierten die High Fantasy rund um Orks, Zwerge und Elfen endgültig im Mainstream. Man hätte das Portemonnaie für die Produktion schon viel früher öffnen und dadurch mehr Aufmerksamkeit und Geld generieren können. Ein in der ersten Jahreshälfte entsprechend mittelmäßiger Hype, der sich aus Trailern mit einer befremdlichen Optik und spannungsarmen Inhalten speiste, machten „Warcraft: The Beginning“ zu einem sommerlichen Kinoereignis, das der Strahlkraft der Vorlage in keiner Weise gerecht wurde. Der Film selbst ist eine maue Special-Effects-Orgie statt liebevoll produziertes Fantasy-Fest. Mal sehen die komplett computergenerierten Orks täuschend echt aus, mal zerstören sie durch ihre offensichtlich virtuelle Herkunft die komplette Immersion. Die Geschichte rund um die in Azeroth einfallenden Grünhäuter, die aus ihrer zerstörten Heimat Draenor fliehen müssen, ist Standardkost, die so aufregend wie die 30. Wiederholung von „The Big Bang Theory“ auf Pro Sieben ausfällt. Schade, denn Regisseur Duncan Jones hätte man nach den hervorragenden „Moon“ und „Source Code“ ein Ausnahmewerk zugetraut, mit dem er sich endgültig im Blockbuster-Kino etabliert. So ist „Warcraft: The Beginning“ ein buntes CGI-Gewichse, das mit Bildern beeindrucken möchte, aber im Vergleich zu den „Herr der Ringe“-Filmen wirkt, wie eine nicht enden wollende Zwischensequenz aus einem Computerspiel.
Nachholbedarf? Wenn es leichte Kost an einem Katersonntag sein soll. Ansonsten nein. Einfach nein.

 

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